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Wanderung durch Irland
Im August 1985 fuhr ich nach Irland. Ich blieb dort zweieinhalb Monate, die mein Leben sehr verändert haben.
Ich brauchte damals eine Änderung, begann nach einen neuen Sinn für das Leben zu suchen. Ich meditierte viel, praktizierte Yoga und Qi Gong, ging unter Menschen, die ich beim Schmuckverkauf (damals machte ich Schmuck, und so konnte ich mein Leben und Reisen finanzieren) kennen gelernt hatte. Ich lebte nur nach meiner Intuition. So bekam ich immer wieder interessante Tipps, denen ich nachreiste. Da ich begierig nach irischer Musik war, landete ich fast jeden Abend in einem Lokal, in dem Livemusik gespielt oder getanzt wurde. Am interessantesten war es für mich, bei einfachen, freundlichen Leute auf dem Land zu sein, ihnen zuzuhören und ihre Erzählungen zu geniessen.
So kam ich zu Leuten, die mich einluden, das historische Haus eines gewissen Tailor (Schneider) zu besuchen. Tailor war ein beliebter Erzähler, der Anfang des 20. Jahrhunderts im County Cork lebte. Als Andenken bekam ich noch ein altes Buch, das sein Wesen und Leben beschrieb (Eric Cross - "The Tailor and Ansty").
Es waren die Schneider, die damals die beliebtesten Erzähler in Irland waren, weil sie wanderten und Neuigkeiten zu den abgelegenen Orten brachten. Auch von mir, als "Wandersfrau", verlangten meine Gastgeber, dass ich ihnen erzähle, was so in der großen Welt passierte. Damals wusste ich noch nicht, dass ich bald auch Schneiderin werden würde (mit meinem früheren Mann nähte ich Lederwaren) und später noch Erzählerin. In diesen Zeiten träumte ich noch davon, Heilpraktikerin zu werden.
Für zwei Wochen mietete ich ein Zimmer in einem kleinen Gasthaus an der Küste in Kerry. Dort wohnte eine junge Frau, die gerade das Haus hütete und sich auf meine Gesellschaft freute. Von ihr lernte ich eine Menge, was gesunde Ernährung betrifft. Und ich fand alte Bücher, die viel über die Bräuche und Heilerinnen Irlands erzählten.
Doch ein bestimmtes Buch faszinierte und fesselte mich ganz besonderes. Das war ein altes vergilbtes Taschenbuch, von einem Anthropologen geschrieben, der besessen war von seiner Liebe zu Seehunden (David Thomson, "The people of the Sea"). Er wanderte auf den Britischen Inseln und besuchte Fischer und Seeleute auf der Suche nach traditionellen Erzählungen über die Seehunde und ihre besondere Beziehung zu uns Menschen.
Alle diese Bücher sind in einem englischen Dialekt geschrieben, wie ihn die einfachen Leute damals sprachen. Dort konnte ich alles verstehen, denn ich lebte in dem Land und war unter seinen Leuten. Viele Jahre später suchte ich im Internet nach dem Seehunde-Buch und kaufte es. Ich konnte leider nicht mehr viel von seiner Sprache verstehen. Auch das Buch über "The Tailor" war zu anstrengend zu lesen, wegen des Dialekts, den ich vergessen hatte. Doch ich wußte, eines Tages werde ich diese Bücher wiederbeleben.
Und so war es! Von dem Moment an, als ich mich entschlossen hatte, ein Programm mit irischen Märchen und Erzählungen aufzubauen, konnte ich diese Bücher wieder verstehen. Die Faszination der Erzählungen am verrauchten Kaminfeuer ist wieder gekommen. Wie ein verschlossenes Zimmer, das mit dem richtigen Schlüssel wieder geöffnet wurde, konnte ich den Schatz dieser mystischen Welt wieder erlangen. Diesen Schatz will ich mit Freuden mit meinem Publikum teilen in dem Programm Ceol na Mara.
Das Duo Coindra kenne ich aus Tübingen schon seit sehr vielen Jahren. Die zwei gehören zu meinen Bekannten- und Freundeskreis. Aus der Freude und Liebe zu der irischen Musik begannen wir miteinander zu üben. Wir sind offen für alles, was auf uns zukommt. Wir geben zusammen und einzeln Auftritte.
Zuletzt geändert 19.01.2014 15:48 MEZ
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