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Reisetagebuch 2008

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Donnerstag, 27. November 2008: »Heart of Jenin«

Am 27.11.08 wurde der Film »Heart of Jenin« von Markus Vetter, im Kino  Metropol in Kusterdingen bei den Filmfreunde Kusterdingen gezeigt.

Ich habe an diesem Abend ein aufregendes und besonderes Erlebnis gehabt: Ich durfte mit meinem Akkordeon die Gäste aus Jenin ehren.

Als ich von dem Projekt gelesen habe, war ich tief gerührt: Ein  palästinensischer Vater, dessen Sohn durch die Israelische Armee  getötet worden war, spendet 2005 die Organe seines Sohnes an Kinder in Israel.  Das Herz wurde einem jüdischen Mädchen aus einer orthodoxen Familie aus Jerusalem gespendet.

Der Film ist eine wunderbare Dokumentation der Geschehnisse. Der Vater, Ismael Khateeb, entschließt sich - anstatt nach Rache zu suchen - ein Jugendzentrum in Jenin zu leiten, einer Stadt, die voll mit Hass und Gewalt ist.  Spontan entscheide ich mich, an dem Abend, den Film, mit meinem  Akkordeon zu begleiten, zu Ehren der Gäste: Ismael Khateeb (den Vater), seinen Dolmetscher und den zukünftigen Kinomanager in Jenin, Fakhri Hamad, und den Regisseur, Markus Vetter.

Gekleidet in ein feierliches palästinensisches Kleid, spiele ich einen arabischen Tanz aus Israel und einen jüdischen Klejsmertanz. Voller Freude sehe ich, dass Fakhri das arabische Lied mitsingt. Er sagt  zu mir: "Wenn das Kinohaus in Jenin geöffnet wird, spielst Du dort bei  der Eröffnung". Ich denke: Warum nicht? Jedenfalls - ich möchte dem Kino meinen liebsten israelischen Film schenken: Desperados  square. Dieser wunderbare Film erzählt von einer Renovierung eines alten  Kinos, genau wie das neue Projekt von Markus Vetter: In Jenin ein altes Kinohaus zu renovieren.

Der Film "Heart of Jenin" berührt mich ganz besonders. Der Schicksal von Ismaels Familie erinnert mich an unser Schicksal: 1984 wurde meine junge Schwester, Miri, kurz vor ihrem 18ten Geburtstag  ermordet. Vermutlich von Arabern im Sinai. (Der Fall ist bis heute nicht gelöst). Nach ihrem Tod habe ich mich entschlossen, meine ganze Arbeitskraft dafür einzusetzen, Frieden statt Hass zu stiften. Ich fühlte mich sehr verwandt und verbunden mit Ismael und konnte gut  nachvollziehen, dass er diese Entscheidung getroffen hat: Keine Rache, keine Gewalt, sondern Friedensarbeit und Versöhnung. Es war eine große Ehre für mich meinen kleinen und bescheidenen Beitrag zu dem Abend zu leisten und dass dieser Beitrag  angenommen wurde.
 

Montag, den 07. Juli 2008

Zusammen mit Charles Aceval, (Algerien), Hussam Ekkawi (Libanon-Palästina), und Hans-Jörg Ostermayer (Deutschland) gab ich im Tübinger Vorstadt Theater einen gemeinsamen. Ja, ein Algerierer, ein Palästinenser, ein Deutscher und eine Israelin standen gemeinsam auf der Bühne als Zeichen des Friedens. Wir alle erzählen Geschichten aus dem weiten Orient. Unsere Geschichten verbinden uns.

Mir war der Auftritt sehr wichtig und ich freute mich sehr darüber, dass er stattfinden konnte, denn gerade paar Tage davor gab es in Jerusalem ein Attentat. Ein Palästinenser hatte einen Bagger genommen und damit israelische Autos zerstört. Eine Freundin von mir, die in ihrem Auto sass, wurde zu Tode gedrückt.

Diese Trauer hat mir zu denken gegeben. Ich entschied: Nein, ich gerate nicht in die Falle des Allgemeinen Hasses! Ich gebe nie die Hoffnung auf, den Frieden zu gewinnen. Auf der Bühne habe ich dieses Vorkommnis erwähnt und war besonderes gerührt, dass ein gemeinsamer Friedensauftritt mit Menschen aus sogenannten "verfeindeten Völkern" möglich ist.

Wir hatten großen Erfolg mit unserem gemeinsamen Auftritt: der Raum war sehr voll.


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